Pilotprojekt KJP

Foto v.l.n.r.: Ute Gawollek, Verwaltungsdirektorin SKH Großschweidnitz; Martina Weber, 2. Beigeordnete Landkreis Görlitz; Prof. Dr. med. D. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des UKD; Staatssekretärin Dagmar Neukirch; Raimund Böhle, Prokurist Carus Consilium Sachsen GmbH (Bildnachweis: Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz)

Foto v.l.n.r.: Ute Gawollek, Verwaltungsdirektorin SKH Großschweidnitz; Martina Weber, 2. Beigeordnete Landkreis Görlitz; Prof. Dr. med. D. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des UKD; Staatssekretärin Dagmar Neukirch; Raimund Böhle, Prokurist Carus Consilium Sachsen GmbH (Bildnachweis: Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz)

Psychische Gesundheit: Landkreis Görlitz plant die Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen oder Verhaltensproblemen haben mit Krisensituationen zu kämpfen. Um die Möglichkeiten ihrer Behandlung und Betreuung zu verbessern, wurde im Krankenhaus Großschweidnitz am 26. April 2024 eine Kooperationsvereinbarung für das Pilotprojekt KJP zur Stärkung der kinder- und jugendpsychiatrischen und ‑psychotherapeutischen Versorgung in einer Modellregion mit ländlicher Prägung unterzeichnet. Daran beteiligt sind neben dem Sozialministerium, das durch das Krankenhaus Großschweidnitz vertreten wird, die Carus Consilium Sachsen GmbH, das Uniklinikum Dresden (UKD) und der Landkreis Görlitz. Ziel ist vor allem der Aufbau eines Netzwerks aus verschiedenen Institutionen und die Weiterentwicklung der telemedizinischen Unterstützung für den ländlichen Raum. Als Region für das Pilotprojekt wurde Görlitz ausgewählt. Staatssekretärin Dagmar Neukirch war beim Kick-Off dabei und erklärte: »Ich begrüße das Pilotprojekt KJP mit dem Ziel der Stärkung der kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung im Landkreis Görlitz. Das Sächsische Krankenhaus als Kooperationspartner übernimmt eine wichtige Aufgabe im Bereich der stationären Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und ist ein fester Baustein in der Region. Als landeseigene Institution stellt das SKH auch ein attraktiver Arbeitgeber dar und unterstützt solche Kooperationen«. Prof. Michael Albrecht vom UKD fügte noch hinzu: "Immer wieder spüren wir, wie notwendig und verlässlich gute Kooperationen und Partnerschaften für die Krankenversorgung sind. Nur so können wir auch in Zukunft eine moderne Versorgung und Therapie über Fachbereiche sowie regionale Grenzen hinweg für Menschen auch im ländlichen Raum anbieten. Die Hochschulmedizin Dresden setzt schon lange auf diesen Weg und hat vielfältig bewiesen, welche Chancen Kooperationsprojekte und -angebote haben".

Projektergebnisse:

Sächsisches Pilotprojekt zeigt Handlungsbedarf in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Landkreis Görlitz auf

Am 9. Mai 2025 fand im Sächsischen Krankenhaus Großschweidnitz die Abschlussveranstaltung des KJP-Pilotprojektes statt. Vertreterinnen und Vertreter des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt, des Sächsischen Krankenhauses Großschweidnitz, des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, des Landkreises Görlitz sowie der Carus Consilium Sachsen GmbH waren anwesend.

Ziel des Projekts, das von April 2024 bis Februar 2025 lief, war es, die bestehende Versorgungslage zu analysieren, Versorgungslücken aufzuzeigen und konkrete Verbesserungsansätze zu entwickeln. Drei zentrale Themenfelder standen dabei im Mittelpunkt: Wie können Netzwerkstrukturen nachhaltig und einrichtungsübergreifend aufgebaut werden, wie kann die regionale Versorgung mit Fachkräftenachwuchs verbessert werden und wie kann telemedizinische Unterstützung zur Verbesserung der Versorgung im ländlichen Raum beitragen?

Versorgungslücken auf allen Ebenen

Die im Pilotprojekt durchgeführten Erhebungen und die intensive Netzwerkarbeit haben die Folgen einer Unterversorgung - insbesondere im ländlichen Raum - aufgezeigt. Es fehlt an:

· niederschwelligen Anlaufstellen für Familien mit Kindern, die erste psychische Auffälligkeiten zeigen,
· einer ausreichenden Anzahl von niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie,
· spezialisierten Angeboten für Kinder und Jugendliche mit hochkomplexem Hilfebedarf,
· nachhaltig funktionierenden Schnittstellen zwischen den verschiedenen Versorgungsinstanzen.

„Angesichts der dargestellten Versorgungslage muss festgehalten werden, dass ein dysfunktionales Grundsystem vorliegt, welches die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen wenig effektiv fördert, sondern dazu beiträgt, dass die Auffälligkeiten sich zu psychischen Erkrankungen manifestieren, länger anhalten und zum Teil zu Chronifizierung führen“, betont Dr. med. Anja Hartmann, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Sächsischen Krankenhauses Großschweidnitz. Der Fachkräftemangel in Schulen, Kitas und Einrichtungen der Jugendhilfe verschärft die Problematik zusätzlich.

Erfolgreiche Ansätze in der Telemedizin

Im Bereich der Telemedizin wurde bereits ein erstes innovatives Konzept erfolgreich erprobt. Seit Oktober 2023 wird eine Jugendstation im Sächsischen Krankenhaus Großschweidnitz in einer Mischung aus Präsenz und Telemedizin von einer Oberärztin aus dem Universitätsklinikum Dresden geleitet – mit positiver Resonanz. „Telemedizin hat sich als wertvolles Instrument erwiesen, um zu einer Verbesserung der Versorgung im ländlichen Raum substanziell beizutragen“, so die Dresdner Oberärztin PD Dr. med. habil. Friederike Tam. Dennoch sei ein rein digitales Angebot nicht ausreichend und die zusätzliche Präsenz vor Ort nach wie vor unerlässlich.

„Gerade in ländlichen Regionen zeigt sich, wie entscheidend eine strukturierte und vertrauensvolle Netzwerkarbeit für eine gut funktionierende medizinische Versorgung ist. Nur wenn alle relevanten Akteure verlässlich zusammenarbeiten, können nachhaltige Lösungen entstehen“, so Johannes Klaus, Geschäftsführer der Carus Consilium Sachsen GmbH.

Zentrale Forderungen für ein Folgeprojekt

Aus den Ergebnissen leiten sich drei zentrale Forderungen ab. Diese sollen im Rahmen eines geplanten Folgeprojekts weiterverfolgt werden, um so eine nachhaltige Verbesserung der Situation zu erreichen:

· Aufbau eines niedrigschwelligen gemeindepsychiatrischen Beratungsangebotes für Familien, Kinder und Jugendliche, um frühzeitig Unterstützung zu gewährleisten und im besten Fall intensivere Behandlung vermeiden zu können
· Entwicklung eines strukturierten Nachsorgeprogramms für stationär behandelte junge Patientinnen und Patienten, um die Kapazitäten der niedergelassenen Fachkräfte zu entlasten und Übergänge besser zu gestalten; Verbesserung der Versorgung für Kinder und Jugendliche mit hochkomplexem Hilfebedarf durch eine engere und strukturierte Kooperation innerhalb des Helfersystems
· Verstetigung und Ausbau der träger- und ressortübergreifenden Vernetzung durch eine regionale Netzwerkstelle, um die Kommunikation zwischen den verschiedenen beteiligten Institutionen zu erleichtern und den Fachkräften Expertise im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zugänglich zu machen

Das »Pilotprojekt KJP« wurde aus Haushaltsmitteln des Freistaates Sachsen finanziert.

Gefördert durch:

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Kontakt:

Susanne Nestler

Tel: 0351 458 3814

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